Human Resource Machine

Edison: Fakten.
Chor: Langweilig!
Edison: Tomorrow Corporation, verfügbar auf Steam für Windows, Mac und Linux. Für 99 Cent habe ich das Spiel im App Store für iOS erworben, im Rahmen einer Sonderaktion.
Chor: Geizhals! Immer noch langweilig!
Edison: Dabei fällt mir gerade auf, dass man im App Store gar nicht mehr sieht was eine App aktuell kostet, wenn man sie einmal gekauft hat.
Chor: (Schnarchen)

Musik

Der Soundtrack ist von Kyle Gabler, einem der drei Mitarbeiter des Studios, der auch die Musik für World of Goo sowie für Little Inferno komponiert hat.

Wer auf Kyles Webseite vorbeischaut, sollte sich auch gleich noch Human Brain Cloud ansehen.

Ich mag die Musik, eine Mischung aus Banjo, mal Gitarre und dann wieder futuristischen, fast meditativen Synthesizer Klängen. Dieser Mix kündigt sich schon im Intro-Titel an ab 0:25.

18 Tracks, 27 Minuten Musik insgesamt.

Meine persönlichen Highlights sind Authorities Are InvestigatingYou Will Be EvaluatedYour Five Year Plan und The Machines Are Coming.

Einfach mal reinhören, der Soundtrack kann kostenlos heruntergeladen werden.

Wie man spielt

Human Resource Machine ist ein Spiel über Algorithmen.

Ein Algorithmus ist eine eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems oder einer Klasse von Problemen. Algorithmen bestehen aus endlich vielen, wohldefinierten Einzelschritten. Somit können sie zur Ausführung in einem Computerprogramm implementiert, aber auch in menschlicher Sprache formuliert werden. Bei der Problemlösung wird eine bestimmte Eingabe in eine bestimmte Ausgabe überführt.

Wikipedia

Und genau darum geht es bei Human Resource Machine. Das Zusammensetzen von Einzelschritten zu einem Algorithmus zur Lösung eines Problems. Hübsch verpackt.

Nach der Wahl eines Angestelltenausweises geht es auch schon zum Aufzug und die Bürokarriere kann in der Poststelle beginnen.

Drei Speicherplätze stehen zur Verfügung. Die Auswahl des Charakters scheint den weiteren Spielverlauf nicht zu beeinflussen.

Jedes Level steht für ein Jahr im Bürokomplex. Aktuell bin ich bei bei Jahr 11.

Das Spiel ist komplett lokalisiert. Bis auf die „Programmierbefehle“. Aber Programmiersprachen sind dies ja auch nicht.

Die Musik kann auf stumm geschaltet werden, weitere Settings gibt es nicht.

Der Fortschritt im Spiel ist bis auf ein paar Abzweigungen linear. Das nächste Level kann nur nach erfolgreichem Abschluss des vorherigen Levels begonnen werden. Das ist auch sinnvoll, da man Raum für Raum vor aufeinander aufbauende Herausforderungen gestellt wird, neue Befehle kennen und verwenden lernt.

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An den Level-Namen kann man oft schon erraten, um welchen Algorithmus es sich handelt: Die kleinste Zahl, Modulmodul oder Fibonacci-Besucher.

42 Level sind es insgesamt, hinter manchem Level verbirgt sich aber eine kurze animierte Zwischensequenz.

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Zu Beginn eines jeden Levels wird man von einem Kollegen darüber aufgeklärt, was von einem erwartet wird.

Sehen wir uns einen Raum genauer an, Nullenvernichter.

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Das Spielprinzip ist (bisher) immer das gleiche. Man nimmt Elemente aus der Inbox auf der linken Seite des Raums und hat bestimmte Elemente in das Band der Outbox auf der rechten Seite des Raums zu legen.

„Legen sie alle Dinge, die NICHT NULL sind, ind die OUTBOX.“

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Der gekachelte Bereich in der Mitte des Raums kann bei Bedarf als Zwischenablage genutzt werden.

Die zur Verfügung stehenden Befehle finden sich farblich sortiert auf der rechten Seite und können einzeln per Drag & Drop in den Editorbereich gezogen werden. Befehle können hierbei mehrfach verwendet werden.

Ist unklar was eine Anweisung genau bewirkt, so kann sie auf das Fragezeichen gezogen werden zur Anzeige  der Dokumentation.

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Hat man ein paar Befehle in den Editor gezogen, kann man seine Arbeitsanweisungsfolge testen. Keinerlei Zeitdruck.

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Zur Verfügung steht letztendlich das, was Softwareentwickler als Debugger kennen. Man kann seine Arbeitsanweisung einfach ablaufen lassen, von Anfang bis Ende. Ist klar, dass die Anweisung zu einem Erfolg führt, so kann die Ausführungsgeschwindigkeit erhöht werden, ähnlich dem Spiel Trainyard. Auch kann man die Ausführung jederzeit stoppen. Oder aber schrittweise vorwärts bzw. rückwärts durch den Ablauf steppen. Dies ist vor allem für die Fehlersuche essentiell.

Normalerweise wird im Querformat gespielt. Im Hochformat wird nur der Editor mit all seiner Funktionalität gezeigt.

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Drei Editor-Tabs stehen zur Verfügung. Diese sind praktisch wenn man bereits eine Lösung für ein Problem gefunden hat, diese aber weiter verbessern will, ohne die bisherige Befehlsfolge zu zerstören. Einfach den existierenden Code in die Zwischenablage kopieren und in einem anderen Editor-Tab einfügen.

Copy & Paste ist auch dann praktisch, wenn man Code aus einem Level in anderes Level mitnehmen möchte.

Die Anwendungsfolgen erfolgreich gelöster Räume bleiben übrigens erhalten und stehen sofort zur Verfügung, sollte man den Raum erneut betreten.

Im Fehlerfall bricht das Programm sofort mit einer Information über die Ursache des Fehlschlagens ab.

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Läuft das Programm erfolgreich durch, so erhält man weitere Informationen zur Anzahl der verwendeten Befehle und der benötigten Schritte, als Anreiz für mögliche Verbesserungen. Ein Punktesystem oder die Vergabe von z.B. Sternen für gute Lösungen kennt das Spiel nicht.

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Fazit

Ein großartiges Spiel. Hat man (ein wenig) Programmierkenntnisse, so erkennt man sofort was man hier eigentlich macht, nämlich das Entwickeln von Algorithmen. Und selbst als Entwickler ist das Spiel eine gute Auffrischung bereits bekannter Konzepte, oder aber der Wink mit dem Zaunpfahl ein Buch über Algorithmen (wieder) zur Hand zu nehmen.

Für jemand ohne Background als Entwickler kann ich mir aber vorstellen, dass schnell Frustration eintreten kann. Leider bietet das Spiel hier keinerlei Hilfestellung oder Hinweise an, so dass man im Falle des Steckenbleibens auf Google, Youtube und Konsorten angewiesen ist. Gleich die fertige Lösung zu sehen verringert aber bekanntlich den Lerneffekt und mindert den Spielspass.

Auch fehlt mir das Anzeigen einer Musterlösung, mit der man seine eigene Lösung vergleichen könnte.

Dennoch ein höchst empfehlenswertes Spiel und alles andere als die typische Zeitverschwendung, die man sonst so häufig im App Store antrifft.