Space Age

Space Age ist eine kleine Indie-Perle. Wenn auch nicht perfekt, so doch beste Unterhaltung für die iOS-Plattform.

Wir schreiben das Jahr 1976. Ein intergalaktischer Entdeckungstrupp ist auf Kepler-16 gelandet. Ganz gemütlich beginnt das Spiel mit kleineren Erkundungsgängen des fernen Planeten. Doch recht schnell zeigt sich, dass man auf dieser fremden Welt wohl alles andere als alleine ist. Und irgendetwas stimmt hier ganz gewaltig nicht. Spätestens mit der Entführung des Chef-Wissenschaftlers nimmt das Abenteuer unweigerlich seinen Lauf.

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Space Age ist klassischer Science-Fiction der 50er gewürzt mit einer erfrischenden Prise Humor. Insgesamt 14 Missionen unterhalten mit Entdeckungstouren, der Kontaktaufnahme mit außerirdischen Lebensformen, psychedelischen Flashbacks und dem Kampf gegen einen duschgeknallten Roboter.

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Dabei ist das Spiel eine Mischung aus Stealth, Puzzle und kleinen Lasergefechten. Die meisten Missionen sind kurzweilig und mit reichlich Checkpoints versehen. Diese sind auch notwendig, da Space Age stark auf Try & Error setzt. Nur die einführenden Aufgaben sind gleich auf den ersten Versuch abschließbar. Die fortgeschrittenen Missionen hingegen sind unweigerlich mit einem anfänglichen Scheitern verbunden.

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Fazit

Die knapp zwei Euro für das kleine iOS-Abenteuer waren mehr als gut angelegt. Wenn auch recht schnell durchgespielt, so hat Space Age richtig Spaß gemacht. Zwar besitzt das Spiel die eine oder andere Länge, die Touch-Steuerung ist nicht immer optimal und so manche Aufgabe besitzt durchaus Frustrationspotential. Aber das Gesamtpaket ist rund mit einer schön erzählten Geschichte.

Besonders hervorzuheben ist der Soundtrack. Der Komponist Cabel Sasser hat hier ganze Arbeit geleistet und eine klassischen Sci-Fi-Komposition geschaffen, die einem abendfüllenden Kinofilm würdig ist.

Wer Science-Fiction liebt und gerne kleine Rätsel löst, ohne gleich die Flinte ins Korn zu werfen, dem sei Space Age wärmstens empfohlen.

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Reigns

Als Regent hat man es wirklich schwer! Von wegen „von Gottes Gnaden“. Eine Strafe ist das! Man ist der Gefangene einer nach Macht strebenden Kirche, einem hungernden Volk, einem korrumpierten Militär, und hat gegen die stets klammen Staatsfinanzen anzukämpfen.

Und wäre das nicht schon Stress genug, so machen einem der Hofnarr, ein größenwahnsinniger Wissenschaftler, der Henker, der Minnesänger und eine Vielzahl an sonstigen Bewohnern des königlichen Hofes das Leben schwer. Hier ist richtig was geboten. Eine nie enden wollende Welle an Anfragen, Wünschen, Verfehlungen und Wehwehchen. Insgesamt 38 Charaktere drängen den Monarchen unentwegt zu Entscheidungen.

Der Scharfrichter bedrängt in Verkleidung Kinder. Kann sich aber nicht selbst richten! Eulenspiegel entwendet der Kirche ein goldenes Kreuz. Zurückgeben oder als Teil des Staatsschatzes einkassieren? Einen Kreuzzug beginnen? Benötigen die gottlosen Heiden in Lamaskus eine Kirche? Soll ich mich am Sklavenhandel beteiligen? Besser wegsehen oder eingreifen? Braucht mein Königreich wirklich eine neue Flagge? Was für Tier symbolisiert mich am besten? Soll ich alle Barbaren hinrichten lassen? Und was ist das für eine geheimnisvolle Gruft unter meinem Palast?

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Allen recht machen kann man es sowieso nicht. Schickt man das Militär zur Unterstützung befreundeter Königreiche, so fehlt es zur Verteidigung der eigenen Grenzen. Erlaubt man der Hexe ein Geschäft zum Verkauf von Tränken und Tinkturen zu eröffnen, erfreut man zwar das eigene Volk, verärgert aber die Kirche. Die Pest ist ausgebrochen. Soll ich die Stadttore verschließen? Wirkt sich das auf den Handel und folglich den Pegel der Staatskasse aus? Die Kirche schreit nach einer Reform! Was sind die möglichen Folgen? Ich weiß es nicht! Das Spiel ist ein endloser Balanceakt. Try and Error. Jede Entscheidung symbolisiert dabei ein Jahr der Regentschaft. Wie lange kann man sich als Oberhaupt des Reiches halten?

Getarnt als Kartenspiel mit Tinder-Touch („Swipe left or right“) ist Reigns ein Spiel über das Treffen von Entscheidungen mit zunächst unklarem Ausgang, über bedächtiges Abwägen und über das Management von Ressourcen. Und vor allem…es macht richtig Spaß. Die kleine Simulation mit Tiefgang und Story ist eine äußerst positive Überraschung. Eine absolute Empfehlung für die iOS-Plattform.

Gerald der Erste

Wir schreiben das Jahr 1073 n.Chr. Als Gerald der Erste besteige ich stolzen Hauptes den Thron, das erste Jahr meiner Regentschaft beginnt. Die Interessen zwischen den vier Säulen meines Reiches sind mehr oder minder ausgeglichen. Gut so.

Mein treuer Gefährte Rex bellt mich an. Er möchte, dass ich ihm folge. Mal sehen was er von mir will, ich gehe mit. Wir spielen ein wenig Ball, ich werfe, Rex bringt ihn zurück Aber so richtig weiter bringt mich das Ganze nicht. Schluss mit dem Apportieren, ich habe ja schließlich ein Reich zu regieren.

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Der Bauet Mat erscheint im Thronsaal. Im Bergwerk gilt es eine Entscheidung zu treffen. „Seltsame Gruft“? „Geisterhafte Stimmen“? „Üble Gerüche“? Da lasse ich mal besser die Finger weg und erteile den Befehl zum Verschließen der Grube. Regieren kann so einfach ein!

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Aber so schnell werde ich Mat nicht los…Und er bringt diesmal frohe Kunde. Die Ernte ist mehr als reichlich ausgefallen. Alles meins? Oder teile ich den Ertrag mit meinem Volk? Da will ich mal nicht so sein, schließlich bin ein gerechter König. Meine Untertanen sollen nicht des Hungers leiden.

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Und kaum hat die Ernte meinen Kornspeicher bis zum Platzen gefüllt, so wird mir bewusst, dass ich jetzt reich bin. REICH! Das muss gefeiert werden, findet Randall mein Hofmaler. Vor eine Wahl stellt er mich nicht. Also wird ein Fest organisiert. Was kann denn schon schiefgehen?

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Tja…all der Reichtum bringt mir nichts ein. Ganz im Gegenteil. Ein unglücklicher Zwischenfall während des rauschenden Festes beendet meine Regentschaft jäh. Nach nur fünf Jahren ist Gerald der Erste schon wieder Geschichte und fährt in die königliche Gruft ein. Einen bleibenden Eindruck in den Geschichtsbüchern meines Landes habe ich nicht hinterlassen können. Nicht einmal ein Titel wurde mir verliehen. Das hat man nun davon. Da hätte ich mal besser mit Rex gespielt. Wuff!

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Fazit

Reigns ist klasse. Zwar besitzt das Spiel ein Ende, aber der Wiederspielwert ist enorm. Nach rund zweitausend Jahren Regentschaft mit unzähligen Herrschern (Georg, Eduard, Robert…) hat mich im Jahre 2015 letztendlich der Teufel geholt.

Aber noch habe ich lange nicht alle Karten des Spiels aufgedeckt, alle Taten erfüllt und bin auch noch nicht alle möglichen Tode gestorben. Dafür werde ich noch ein paar Jahrtausende spielen müssen. Wie finde ich das gefrorene Blut? Wie trickse ich den Teufel aus? Wie lange kann ich überhaupt auf dem Thron halten, bis ich eines natürlichen Todes sterbe?

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Ist Reigns immer ein faires Spiel? Nein, aber Spaß macht es trotzdem. Gerade Gerald der Erste hatte eigentlich keine Chance. Hätte ich das Bergwerk nicht versiegelt, so wäre ich vermutlich in den Tiefen des Stollens verendet. Hätte ich die Ernte nicht mit meinem Volk geteilt, sondern für mich selbst behalten, wäre ich erst recht zu reich geworden.

Immer wenn eine der vier Mächte die Überhand gewinnt, endet die Regentschaft. Ist die Kirche zu mächtig, wird man ins Exil gedrängt. Gewinnt das Militär die Übermacht, so folgt unweigerlich ein Putsch. Kommen die Untertanen an die Macht, so stürmt das Volk die Burg und beendet die Monarchie. Revolution! Eine zu volle Staatskasse zieht einen dekadenten Tod nach sich. So bin ich zum Beispiel schon bei einer Völlerei in einem Bierfass ertrunken.

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Aufgelockert wird Reigns durch kleine Würfelspiele mit dem Hofnarr oder aber Duelle, eine Huldigung des Beleidigungsfechtens bekannt aus Monkey Island. „Ihr kämpft wie mit einer Stricknadel. Ihr werdet ein schöner Pulli!“, „Habt ihr das Fechten im Krankenhaus gelernt?“… Beständig lernt man neue Kampftechniken, neue Beleidigungen und die dazu passenden Antworten.

Reigns besitzt trotz des überaus einfachen Spielprinzips viel Tiefgang und Humor. Ich könnte hier noch ganz lange weiterschreiben. Über die erhältlichen Boni, die Witze und versteckten Anspielungen. Aber dafür habe ich keine Zeit. Meine Untertanen brauchen mich. Jemand muss ja die Entscheidungen im Lande treffen!

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Monument Valley 2

Kurz in meinen Aufzeichnungen gewühlt…hah, gefunden wonach ich gesucht habe: Monument Valley, erster Teil, durchgespielt am 31.Juli 2014.

Damals hätte ich vermutlich ein grandioses Review auf meinem noch nicht-existenten Blog hinterlassen, so sind aber zunächst über drei Jahre vergangen und es steht eine „2“ hinter dem Titel.

Monument Valley?

Bei Monument Valley handelt es sich um ein wunderschön gestaltetes Rätselspiel zu Geometrie, Räumlichkeit und unmöglichen dreidimensionalen Gebilden. In jedem Level gilt es eine kleine Spielfigur zum Ausgang einer surrealen Welt zu führen. Durch geschicktes Ausrichten der Umgebung werden dabei zunächst versperrte Wege mit einem Mal zugänglich. Roger Penrose und M.C. Escher lassen grüßen.

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Bei Monument Valley 2 handelt es sich nun um die lang ersehnte Fortsetzung dieses iOS Klassikers.

Die Fortsetzung

Und… im Vergleich zum ersten Teil hat sich nahezu nichts getan. Auf mich wirkt Monument Valley 2 wie ein lange überfälliges Level-Pack. Für ein eigenständiges Spiel und würdigen Nachfolger fällt es einfach viel zu kurz aus. Die knapp eine Stunde Spielzeit reicht genau für meine tägliche Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ins Büro. Und dann ist das Vergnügen auch schon wieder vorbei. Abspann.

Man kann jetzt lange über gerechte Preise für Spiele sprechen, aber die 5,49 € für solch ein kurzes Spiel fühlen sich irgendwie nicht richtig an. Vor allem da große Innovationen schlicht fehlen und das Potenzial, das im zweiten Teil schlummert, weitestgehend ungenutzt bleibt.

Als „Editors’ Choice“ preist der App Store Monument Valley 2 „als jetzt noch kniffeliger“ an. Davon kann schon mal gar nicht die Rede sein. Teil 2 ist deutlich einfacher als sein Vorgänger. Ein jedes Level lässt sich nahezu mechanisch abarbeiten, ein langes Nachdenken ist hierfür nicht notwendig.

Die Umsetzung der Idee nun zwei Charaktere, Mutter und Kind, durch die Spielwelt zu steuern fällt flach aus. Entweder steuert man sowieso nur eine Figur, oder aber führt die beiden unabhängig voneinander durch ein Level. Viel interessanter wäre ein synchronisiertes Bewegen gewesen. Aber diese Spielmechanik wird kaum eingesetzt.

Was wirklich gut geworden ist, sind Bäume als neue Rätselelemente. Das ist die erste richtige Innovation gegenüber dem Vorgänger.

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Ansonsten verbleibt man aber mit den bekannten Schaltern, Schiebern und Rädern, um die Welt auszurichten und Türen zu öffnen.

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Von den 14 Welten des Spiels ist das Level „MÉN-AN-TOL“ das Highlight in meinen Augen, eine buddhistisch angehauchte, nahezu endlos in sich geschachtelte Welt. Wenn auch nicht schwer zu lösen, so ist dies eine wunderschön umgesetzte Idee.

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Dann noch ein wenig Mondiran und ansonsten viele Motive, die bereits aus dem ersten Teil bekannt sind. Monument Valley 2 unterscheidet sich von Teil 1 schlicht durch die Versionsnummer.

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Fazit

Wer Monument Valley kennt, für den bietet der zweite Teil kaum Neues. Nach wie vor handelt es sich um ein wunderschönes Rätselspiel. Grundsolide gemacht.

Aber wie bereits geschrieben ist Monument Valley 2 viel zu kurz und stellt für einen erfahrenen Spieler keinerlei Herausforderung dar.

Die Schlagworte, mit denen der Entwickler sein Spiel anpreist, sagen eigentlich schon alles: „Ein eigenständiges Abenteuer“…eher nicht. „Individuell gestaltete Rätsel“…was soll denn „individuell gestaltet“ bedeuten? Dass eine jede Welt einzigartig ist? Das ist das mindeste, das ich erwarte. Und außerdem ist dem nicht so. Die Formen und Rätsel wiederholen sich. Schnell hat man alles gesehen. „Zeitgenössisches Graphik“…Klar, Monument Valley ist wunderschön, aber was soll den „zeitgenössisch“ bedeuten. Genau das Gegenteil ist doch der Fall. Es ist ja der eher zeitlose Stil, der dem Spiel seinen Reiz verleiht. „Wunderbares Klangerlebnis“…der Musik wegen habe ich Monument Valley 2 sicher nicht gespielt. Das geht auch ganz gut ohne Ton.

Letztendlich habe ich mich für die asozialste Variante entscheiden, ich habe das Spiel zurückgegeben! Das Monument Valley 2 ist zu kurz, keine Herausforderung und der Wiederspielwert geht gegen null. Mir unklar was hier über drei Jahre in Arbeit war. Schade eigentlich.

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