Es ist der Vormittag des 27. Mai 1942. In dem von Nationalsozialisten annektieren Prag ist der Fahrer des Dienstwagens Reinhard Heydrichs, Repräsentant des Deutschen Reichs in der besetzten Tschechoslowakei, in einer Kurve gezwungen abzubremsen. Dies ist der Moment in dem die Widerstandskämpfer Jozef Gabčík und Jan Kubiš auf die Straße springen und das Feuer eröffnen. Die Explosion einer von Kubiš geworfenen Anti-Panzer-Granate zerstört den hinteren rechten Radkasten. Granatsplitter durchdringen die Polster der Wagensitze und bohren sich vermischt mit Metall und Fasern in Heydrichs Körper. Trotz aller Bemühungen deutscher Ärzte wird der „Schlächter von Prag“ acht Tage später im Krankenhaus seinen Verletzungen erliegen. Mit schrecklichen Folgen für die tschechische Zivilbevölkerung.
Das Spiel Attentat 1942 des Entwicklerstudios Charles Games erzählt vor dem Hintergrund jenes schicksalhaften Tages im Mai die Geschichte Jindřich Jelíneks, eines Prager Bürgers, der in der darauf folgenden Schreckenszeit vor den Augen seiner Frau von der Gestapo verhaftet und in ein Konzentrationslager verschleppt wurde.
Man selbst schlüpft dabei in die Rolle eines Enkels Jelíneks und muss herauszufinden, wie der Großvater ins Visier der Staatspolizei geraten konnte und was genau sich damals abgespielt hat. Beginnend mit der eigenen Großmutter führt man hierzu zahlreiche Gespräche mit Zeitzeugen, die bereit sind, einem über die bedrückenden Erlebnisse ihrer Vergangenheit zu berichten.

Zusätzlich zu den Unterhaltungen sichtet man Briefe, Tagebucheinträge sowie aus den Kriegsjahren erhaltene Habseligkeiten des Großvaters.

Zwischen die Interviews gestreut sind kleine Spiele, angesiedelt in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Als die Gestapo zum Beispiel an Jindřich Jelíneks Wohnungstüre klopft, gilt es schnell ein Versteck für Flugblätter zu finden, die Jindřich für einen Freund aufbewahrt hat.

Ein wenig später muss man dann per Point & Click die von den Eindringlingen durchwühlte Wohnung wieder in Ordnung bringen. Oder aber eine Bildergeschichte in der richtigen Reihenfolge anordnen, so dass einem der Charaktere die Flucht vor seinen Verfolgern gelingt.
Für jeden erfolgreichen Abschluss eines Minispiels wird man mit Münzen belohnt. Diese kann man dafür einsetzen, ein Gespräch mit einem Zeitzeugen erneut zu führen. Was notwendig ist, denn nicht alle notwendigen Informationen können in nur einer Interviewsitzung entlockt werden.

Und so deckt man im Verlauf des Spiels immer mehr Details des Geschichte auf und schaltet mehr und mehr Personen frei. Bis letztendlich alle Puzzleteile ineinander greifen und die ganze Wahrheit ans Licht kommt.

Fazit
Entwickelt von Professoren für Geschichte der Karls-Universität Prag sowie von Historikern der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, werden sowohl „Attentat 1942“ als auch sein tschechischsprachiger Vorläufer „Československo 38-89: Atentát“ zu Lehrzwecken angeboten.
Als Lehrmaterial angelegt, ist „Attentat 1942“ weder ein besonders schweres und noch ein allzu langes Spiel. Gut zwei Stunden Spielzeit muss man einplanen. Oder auch mehr, wenn man ausgiebig in der beigelegten Enzyklopädie liest, in der alle Begriffe nachgeschlagen werden können, die man im Verlauf der Geschichte freischaltet.



Ich persönlich habe viel hinzugelernt. Gerade die Prager Ereignisse des Jahres 1942 und deren Folgezeit waren mir gänzlich unbekannt. Ein bis dato weißer Fleck auf meiner Geschichtskarte.
Und eines sei zum Abschluss noch verraten. Trotz all der schrecklichen Erlebnisse, die „Attentat 1942“ offenbart, besitzt das Spiel ein Happy End.