Auch mein nächster Titel entstammt der digitalen Feder Philipp Stollenmayers, aka „Kamibox“: Sometimes You Die. Ein minimalistischer Plattformer mit Meta-Ebene. Denn es geht um das Spielen eines Spiels. Was ist das überhaupt, ein Spiel? Was macht eine Tätigkeit erst zu einem Spiel? Sind es die Regeln? Reicht es schlicht aus, das ganze als Spiel zu titulieren? Welche Rolle spielen Atmosphäre, Emotionen, Mitgefühl oder gar Mut?
WAS TUST DU?
DU WÜRDEST SAGEN:
„ICH SPIELE EIN SPIEL.“
MANCHMAL STIRBST DU.
UND GEHST DAVON AUS, DASS DU WIEDERGEBOREN WIRST.
VERLORENE LEBEN SIND NUR EINE NUMMER.
HIER KANN DER TOD VON NUTZEN SEIN.
MANCHMAL MUSST DU STERBEN.
Diese Sätze begleiten die ersten sieben Level von „Sometimes You Die“. In guter Tradition dafür gedacht, den Spieler zunächst in dessen Mechaniken einzuführen.
In „Sometimes You Die“ gilt es, einen schwarzen Würfel, eine „Prompt“, an den Ausgang des jeweiligen Levels zu befördern.





Die Steuerung auf dem iPhone könnte nicht einfacher sein. Ein Daumen für die Links- und Rechtsbewegung. Ein Daumen für das Hüpfen. Kurzes Antippen, kurzer Sprung. Langes Antippen, langer Sprung. Das ist alles.
Zu Beginn gestallten sich die Herausforderungen noch einfach. Ein erster Sprung auf eine höher gelegene Plattform. Ein erster Abgrund mit Stacheln, den es zu überwinden gilt.
Untermalt von elektronischen Klängen, die mich entfernt an das langgezogene Heulen einer Sirene erinnern.
Zu Beginn eines jeden Levels liest eine elektronische Männerstimme den weißen Text vor, der im Hintergrund angezeigt wird. Das könnte auch als ein Song der Band Kraftwerk durchgehen. Der schwarze Text hingegen liest sich wie der Fiebertraum eines der ersten Large Language Models.

Mit der Zeit werden die Level immer schwieriger. Weite Abgründe, mehr Stacheln, rotierende Blätter einer Kreissäge. Verteilt auf insgesamt acht Welten ist alles dabei.

Es kommt der Zeitpunkt, an dem „gestorben“ werden MUSS, um ein Level zu lösen. Der Würfel fällt dann herab und bleibt eingefroren liegen. Zugleich erscheint ein neuer, steuerbarer Würfel am Startpunkt des Levels. Schnell lernt man diese Mechanik zu nutzen, um sich so zum Beispiel Brücken oder Treppen zu errichten.
Ist man zu Beginn noch vorsichtig und versucht, ein Ableben zu vermeiden, so ist diese Scheu schnell verflogen. Das „Sterben“ wird ein essentieller Teil des Spiels.
Hin und wieder kommt es vor, dass die „toten“ Würfel einem den Weg komplett versperren. Sollte mal nichts mehr gehen, so kann man ein jedes Level jederzeit neu starten.
„Sometimes You Die“ bietet eine Herausforderung, aber ein besonders schwer ist es nicht. Es geht auch nicht darum, den Spieler wie bei „Super Meat Boy“ in den Wahnsinn zu treiben. Vielmehr ist es, wie eingangs geschrieben, eine Betrachtung über das Wesen eines Spiels.

WARUM DENKST DU, DAS IST EIN SPIEL?
WEGEN DER KATEGORIE IM APP STORE?
WEIL DU UNTERHALTEN WERDEN WILLST?
…
WEIL ES REGELN FOLGT?
WEIL DU VON LINKS NACH RECHST GEHST?
…
WAS IST ES, DAS DU „SPIEL“ NENNST?
Gegen Ende wird diese Meta-Ebene dann bis auf die Spitze getrieben.

ICH KÖNNTE DICH FÜR JEDES LEVEL ZAHLEN LASSEN.
DEINE GEDULD HERAUSFORDERN.
DEINE AUGEN SCHMERZEN LASSEN.
FALSCHE RATSCHLÄGE GEBEN.
ICH KÖNNTE UNLÖSBARE LEVEL MACHEN.
DIE HERAUSFORDERUNG WEGLASSEN.
Das Ende von „Sometimes You Die“ gefällt mir sehr gut.
UND JETZT, DA DU WEISST
WAS DAS LEBEN WERT IST,
LASS MICH DICH BELOHNEN

385, die Anzahl meiner „Tode“.

UND DER MACHT ÜBER DEN TOD
WAS TUST DU?
ICH LEBE.