King’s Quest I: Quest for the Crown

…oder wie ich eine Million Mal von der Bohnenranke gefallen bin.

Aber immer schön der Reihe nach. Stay Forever, mein Lieblingspodcast zu alten Spielen, veröffentlicht eine neue Episode. Es geht um den ersten Teil der legendären Sierra Adventure-Serie King’s Quest: „King’s Quest I: Quest for the Crown“. Ein Stück Softwaregeschichte, das bereits über 40 Jahre auf dem Buckel hat.

Als eingeschworener LucasArts Fanboy konnte ich mich für die Werke aus dem Hause Williams nie so richtig erwärmen. Aber Klassiker bleibt Klassiker. Die knapp fünf Euro, für die die ersten drei Teile der Serie auf GOG erhältlich sind, sind auch nicht der Rede wert. Und so stürze ich mich ohne jeglichen Ehrgeiz ins Abenteuer.

Zunächst aber wird ein Blick in das Handbuch geworfen.

Es erzählt die traurige Geschichte des naiven Königs Edward und dessen Gemahlin, die sich beide nichts sehnlicher als ein Kind wünschen. Und die in ihrer Verzweiflung von einem bösen Zauberer, einem hinterlistigen Leprechaun und einer falschen Hexe über den Tisch gezogen werden. Am Ende ist von dem einstigen Glanze des Königreiches Daventry nichts übrig. Edwards geliebte Gattin ist verstorben und seine wichtigsten Schätze wurden ihm geraubt. Es fehlen der Zauberspiegel, der einen Blick in Zukunft ermöglicht, das magische Schild des Unbesiegbaren, sowie die immer volle Goldschatulle. Seinem Lebensende nahe ruft König Edward nach seinem liebsten der ihm noch verbliebenen Ritter, Sir Graham:

You are the bravest and truest knight in my kingdom, Sir Graham. Long ago, I envisioned your form in my magic Mirror, and thought I was seeing my son and heir. The years have proven me at least half wrong. But the prophecy may yet be fulfilled. To prove yourself worthy of my crown, I command you to journey out into the world and retrieve the three great treasures taken from Daventry by treachery and stealth. Succeed in this great quest, and you shall become King upon my death. Fail, and our beautiful Daventry will grow ever weaker until it is invaded and conquered by unfriendly nations. This I promise by all that is honorable and right.

May you return victorious, Sir Graham!

Das Handbuch gibt auch noch wichtige Hinweise und Hilfestellungen. Ein jeder Stein soll umgedreht werden. Die Kenntnis von Fabeln und Märchen wird sich als äußerst nützlich erweisen. Es gilt einzusammeln, was nicht niet und nagelfest ist. Eine Karte zu zeichnen ist ein Muss.

Und wie in Adventures üblich, probieren, probieren, probieren. Denn leicht übersieht man etwas. Und zu guter Letzt, es ist weise zu wissen, wann eine Flucht einem Kampf vorzuziehen ist.

Der Ruf des Königs ist dann auch der Beginn des Spiels. In der Rolle des tapferen und treuen Ritters Graham eilt man zur Burg, tritt gesenkten Hauptes vor den Thron und nimmt den wichtigsten aller Aufträge entgegen.

Der erste von 158 möglichen Punkten ist verdient. Denn King’s Quest kann nicht nur abgeschlossen, sondern auch besonders gut gelöst werden. Mit einem Punktestand als Indikator, der als ein Anreiz für das wiederholte Durchspielen und Erkunden gedacht war. Wer mehr zu den Hintergründen, der Motivation und der Entstehungsgeschichte King’s Quests erfahren möchte, der möge sich unbedingt den oben genannten Podcast anhören.

Aus heutiger Sicht macht King’s Quest graphisch natürlich nicht mehr viel her. Aber wenn man bedenkt, dass die Alternative reine Textadventures war, so muss das Spiel sein damaliges Publikum schlicht aus den Socken gehauen haben. Sir Graham kann sich vollkommen frei im Raum bewegen, alles ist bunt und selbst die Krokodile im Burggraben sind animiert.

Dies hier ist mein Lieblingsscreen. Ähnlich Ultima kann man sich trotz kruder Grafik mit ein wenig Vorstellungskraft wie in einer richtigen Fantasiewelt fühlen.

Der Textparser ist ebenfalls ein Kind seiner Zeit. Gerade mal zweit Wörter kann er verarbeiten, Verb und Objekt. „take shield“, „move stone“ und so weiter. Was ich persönlich aber nicht als Einschränkung, sondern eher als eine Hilfe ansehe. Denn es macht vieles einfacher.

Da ich nicht selbst gerätselt, sondern über weite Strecken einem Guide gefolgt bin, kann ich nur in Ansätzen beurteilen, wie schwer King’s Quest wirklich war und ist. Da aber laut Podcast viele Wege nach Rom führen, wenn auch nicht zum bestmöglichen aller Punktstände, so kann ich mir gut vorstellen, dass das Abenteuer auch heute noch lösbar ist und durchaus Spaß macht.

Knapp 80 Screens gilt es insgesamt zu erkunden. Hier eine kleine Auswahl der Vielfalt an Orten.

Und da ist wirklich ein breites Spektrum an Fantasie- und Märchenfiguren dabei. Händel und Gretels Hexenhaus, Hans‘ Zauberbohnen, die Höhle eines Drache, Rumpelstilzchen, ein Brunnen, und und und.

King’s Quest bietet über weite Strecken eine schöne und flotte Spielerfahrung. Doch dann kam die eingangs erwähnte Bohnenranke. Diese gilt es zu erklettern, will man in das Reich des in den Wolken lebenden Riesen gelangen. Ja, es gibt auch einen anderen Weg dorthin. Aber ich wolle unbedingt die riesige Ranke hinauf. Mein Gott, bin ich oft abgestürzt. Auf YouTube findet sich gar ein Video mit dem sprechenden Titel King’s Quest Beanstalk Fun. Diese eineinhalb Minuten Schnelldurchlauf geben sehr schön meine eigene Erfahrung wieder. Am Ende bin ich gefühlt Pixel für Pixel mit ständigem Zwischenspeichern nach oben geklettert.

Und dann existiert noch eine Stelle im Spiel, die mich selbstverschuldet in den Wahnsinn getrieben hat. Nach dem Einsammeln aller drei Schätze gilt es nur noch in das Schloss zurückzukehren. Wäre da nicht die Brücke, die sich über den mit Krokodilen gefüllten Burggraben erstreckt. In meiner Eile das Spiel zu beenden, bin ich öfters als ich zugeben möchte als willkommener Snack der grünen Schnapper geendet.

Fazit

Ich muss sagen, dass ich froh bin den ersten Teil der King’s Quest Serie selbst gespielt zu haben. Er hat mir viel mehr Freude und Unterhaltung bereitet, als ich gedacht hatte. Das Spiel hat auch einen gewissen Humor. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob auch alles gewünscht komisch sein soll. Die Ziege und die tanzenden Leprechauns sind ganz klar als Witz gedacht. Aber im Moment des Erfolges, als man erneut vor König Edward steht, erhebt sich der Monarch von seinem Thron, greift sich ans Herz und stirbt. In seinen letzten Worten gratuliert er Graham und übergibt ihm sein Königreich. Das hatte sich der Herrscher vermutlich ein wenig anders vorgestellt. Hier musste ich wirklich lachen.

Wer also King’s Quest noch nie gespielt haben sollte, dem kann ich Sierras Klassiker nur empfehlen. Ich werde auf alle Fälle weiterspielen. King’s Quest 2 und 3, Space Quest, Police Quest, nehmt Euch in Acht, ich komme!