Possessions

Possessions ist eine verpasste Gelegenheit. Ein Titel, der mehr hätte sein können als nur eine Spielerei mit Raum und Perspektive.

Für Apples neuen Service Apple Arcade hat das kanadische Studio Noodlecake ein Spiel rund um die räumliche Wahrnehmung geschaffen. Gegenstände, die im Raum zu schweben scheinen, gilt es durch geschicktes Kippen und Drehen der Umgebung wieder an den ihnen angestammten Platz zu befördern. Ein Regal muss zurück an die Wand, Bücher gilt es darauf zu platzieren und ein Poster muss aufgehängt werden. Schon ist die Herausforderung gemeistert. Feuerwerk.

Dieses Spielprinzip erstreckt sich mit ein wenig Variation über insgesamt 30 Level, verteilt auf drei Kapitel. Zu Beginn müssen Objekte nur korrekt positioniert werden, später gilt es sie zunächst aus ihren Einzelteilen wieder zusammenzusetzen, bevor man sie final ausrichten kann.

In kurzen, einleitenden Bildern erzählt „Possessions“ dabei die Geschichte einer Familie, vom Einzug eines jungen Paars in die eigenen vier Wände, über die Geburt des Nachwuchses bis hin zum unaufgeräumten Jugendzimmer.

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Auch wenn das räumliche Puzzeln Spaß macht, so ist es genau diese Entwicklung, die mich zunehmend vom Spiel entfremdet. Finde ich mich zunächst noch mit meiner eigenen Lebenswirklichkeit in „Possessions“ wieder, so kann ich gegen Ende nur noch den Kopf schütteln. Wer besitzt denn schon ein vollkommen eingerichtetes Heimkino?

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Einen Garten mit Pool und ein Wohnzimmer, das von einem Flügel geschmückt wird?

Ich könnte dem Spiel nun meine ganz eigene Interpretation der Geschichte überstülpen und mir die Frage stellen, ob all dieser Besitz wirklich glücklich macht. Aber solch eine Deutung wäre dem 3D-Puzzler nur zwanghaft eingeflößt. Für „Possessions“ ist es lediglich notwendig, dass möglichst viel herumsteht, um so die Level abwechslungsreich gestalten zu können. Eine kritische Auseinandersetzung mit all dem Zeugs, das man im Laufe der Jahre anhäuft, bleibt aus.

Gerade in Zeiten, in denen Marie Kondo via Netflix beim Ausmisten ihre Hilfe anbietet und der Begriff „Minimalismus“ auf Google in knapp einer halben Sekunde mehr als 5 Millionen Suchergebnisse zu Tage fördert, hätte „Possessions“ eine Botschaft transportieren können. So bleibt das Spiel aber schlicht eine nette Unterhaltung für Zwischendurch, leider ohne jeglichen Tiefgang.

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