Worum geht’s?
Pony Island ist ein spannendes Rätsel-Spiel in Verkleidung. […]. Es ist kein Spiel über Ponys.
Steam Store
„Spannendes Rätsel-Spiel…“. Der war gut. Pony Island ist ein über zwei Stunden anhaltender WTF-Moment, der sich durch den Frontallappen in Richtung Kleinhirn frisst! Gefangen in der Arcade des Teufels führt der einzige Weg der Seele aus dem Limbo hin zur Freiheit durch die Tiefen des Quellcodes eines unterirdisch schlechten Spiels.
Unentwegt wird man gezwungen Pony Island zu spielen. Pony Island in Schwarz-Weiß, Pony Island lieblich und süß in Farbe, Pony Island Adventure, Pony Island als textbasiertes Spiel, Pony Island 3D…Pony Island bis zum Erbrechen.
Es muss doch einen Ausweg geben?! Unterstützt von einer weiteren gefangenen Seele begibt man sich auf die Suche nach Schwachstellen in der Programmierung des Spiels. Erlangt man durch Hintertüren Zugriff auf drei Core-Files und löscht diese, so die Theorie, steht der Flucht aus dem Automaten nichts mehr im Weg. Bewacht wird ein jedes dieser Files jedoch von einem Demon, den es in einer Sequenz von Herausforderungen zu besiegen gilt. Einfach war gestern.
Fazit
Pony Island ist ein wahres Unikat. Über weite Strecken des Spiels war die Angst vor einem epileptischen Anfall mein ständiger Begleiter.
Was Pony Island für mich so interessant macht, ist weder das bizarre Setting, noch die Herausforderung der Rätsel. Vielmehr die stete Iteration dreier Archetypen: Suchen, Jump & Run und Puzzle.
Beide Screenshots zeigen die haargenau gleiche Spielidee. Zunächst als „Source Code“-Rätsel umgesetzt. Es gilt die Sprungpunkte und Wiederholungen im Code so zu setzen, dass alle Bedingungen erfüllt sind und der Cursor auf „Load Game“ gelangt. Dann als lieblicher Schmetterling, den es in sein Häuschen zu bugsieren gilt. Ein Motiv, zwei Ausarbeitungen.
Zugleich wird mir als Spieler vor Augen geführt, wieviel Spielehistorie ich mit mir herumtrage und wie vermeintliches Wissen schlicht eine Täuschung sein kann. Am Ende eines jeden Pony Island Levels steht der aus Super Mario bekannte Fahnenmast. Obwohl nirgendwo ein Score angezeigt wird springe ich instinktiv nach der Fahne, um die maximale Punktezahl zu erreichen. Einmal muss ich ein Level erneut spielen. Lag es vielleicht daran, dass ich nicht die Spitze des Masts erreicht habe? Beim nächsten Versuch klappt es, es geht weiter. Es muss also am Mast gelegen haben. Oder war das bereits das nächste Level und der Teufel spielt nur seine Spielchen mit mir? In der Textvariante wird dann genau dieses Motiv erneut aufgegriffen. „Du siehst den Fahnenmast vor dir. Was machst Du?“ Springen! „Du beendest das Level. Es macht keinen Unterschied.“ Das ist wirklich gut gemacht.
Einen der befriedigsten Momente das Spiels stellt die Flucht aus der Arcade dar. Ausgestattet mit ultimativer Feuerkraft galoppiert eine Herde Ponys auf die Freiheit zu. Dabei wirft einem der digitale Satan noch einmal seine gesamte Armee entgegen. Es gilt so viele Seelen wie nur möglich zu retten. Der Titel „Escape“ des Soundtracks von Jonah Senzel lässt die guten alten Amiga-Zeiten wiederaufleben. Das belohnt für alle Mühen bis zu diesem Moment.
Ganz ohne Bugs war Pony Island nicht. Mehrfach musste ich das Spiel neu starten, erst dann wurde mir eine Option angezeigt, die für das Fortkommen im Spiel essentiell war. Schwamm drüber. Denn das Spiel ist wirklich gute Indie Unterhaltung. Inklusive des offenen Endes.
„Pony Island ist ein rechtes Unikat.“ 😀
LikeLike
Hast recht. 🙂 Da mache ich doch besser „wahres Unikat“ daraus. Danke.
LikeLike