So ganz klar ist mir nicht, was ich hier gespielt habe. Ich kann nur meine ganz eigene Interpretation des Erlebten wiedergeben.
Die Geschichte von Lost Tracks nimmt ihren Anfang im Abteil einer S-Bahn. Ein junger Mann, der mich entfernt an einen Zauberkundigen aus Hogwarts erinnert, tritt durch die Zugtür, sieht sich um und nimmt alleine an einem Fenster Platz.
Sein schüchterner Blick wandert durch das Abteil und bleibt an einem jungen Mädchen hängen, das eine Sitzreihe weiter ihm schräg gegenübersitzt.
Die junge Dame blickt herüber und lächelt. Beschämt wendet der Junge sich schnell wieder ab und beginnt zu grübeln. Tja und was passiert dann?
Eine Art Geist löst sich aus seinem Körper und wandert auf das Mädchen zu. Der Junge selbst stürzt ins Dunkel.
Was sich in den insgesamt drei Kapiteln von Lost Tracks abspielt, deute ich als den inneren Kampf des Jungen mit sich selbst, seine Schüchternheit zu überwinden, Mut zu fassen und die junge Frau anzusprechen.
Im ersten Abschnitt des Spiels, „Look“ genannt, wandert man entlang von Gleisen durch eine nächtliche Waldlandschaft. Es gilt den Zug zu finden und diesen durch Umschalten aller Haltesignale wieder in Fahrt zu versetzen.
Der Weg wird durch den Geist vorgegeben, der einem stets uneinholbar vorauseilt.
Die Bewegungsrichtung wird durch das Kippen des iPhones gesteuert, ein Tippen und Halten lässt den Jungen laufen.
Hat man das Rätsel gelöst beginnt das zweite Kapitel mit dem Namen „Listen“. Die Geistererscheinung ist entschwunden, man irrt durch eine nebelige Sumpflandschaft.
Zur Orientierung ist man dabei ganz auf sein Gehör angewiesen. Daher ist es wichtig Lost Tracks mit Kopfhörern zu spielen. Mal folgt man dem Klingeln eines Telefons, dann der Musik, die einen zu einem Grammophon führt.
Kommt man dem jeweiligen Zielort näher, so wird das Geräusch lauter, geht man in die falsche Richtung, verliert man sich in monotonem Rauschen.
Hat man alle „Sehenswürdigkeiten“ gefunden, so erscheint erneut der Geist und ehe man ihn zu greifen bekommt, wird man mit ihm in die Tiefe gerissen.
Der letzte Abschnitt, „Speak“, beginnt. Um dieses Kapitel zu meistern, muss man dem Spiel erlauben auf das Mikrophon des iPhones zuzugreifen. Das ist keine Stelle, die man unbedingt in der Öffentlichkeit spielen möchte.
Die Welt um einen herum wird nun vollkommen abstrakt.
Alle Augen sind auf einen gerichtet und man wandert durch eine Schwarz-Weiß-Landschaft von Flamme (?) zu Flamme.
Und dann verbindet sich man endlich wieder mit seinem entflohenen Geist und wird zurück in das Zugabteil katapultiert.
Der Junge steht auf, geht zu dem Mädchen hinüber und spricht sie an.
Die Kamera zoomt aus der Szene heraus, Abspann.
Fazit
Lost Tracks ist ein sehr kurzes Spiel. In knapp 15 Minuten ist alles erzählt. Ich habe mich jetzt ein wenig schlau gemacht. Es handelt sich um ein Abschluss-Projekt, das zwischen August 2014 und Mai 2015 an der The Animation Workshop-Akademie entstanden ist. Und ja, meine Interpretation deckt sich mit der Intention der Entwickler:
The idea was based on the emotion of wanting to talk to a stranger you find attractive, with all the doubt involved in doing so.
A journey through your subconscious world makes you deal with the fears and doubts that hinders you from talking to the stranger. Glimpses of your own courage leads you through dark forestry, dense fog and empty spaces where you are faced with the difficulties that prevents you from talking to the woman on the train.
Mir hat es viel Freude bereitet, dieses Kleinod zu erleben. Es muss nicht immer Action sein, eine schön erzählte Geschichte ist es letzten Endes, die ein gutes Spiel ausmacht.