Creatures Such As We

Creatures Such As We preist sich selbst als eine um Entscheidungsmöglichkeiten erweiterte Kurzgeschichte mit romantischem Einschlag an. Ein rein textbasiertes Abenteuer, gänzlich frei von Bildern, Musik oder sonstigen Effekten.

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Ähnlich einem eBook liest man sich durch die Geschichte und wird am Ende einer jeden Textseite vor die Wahl gestellt. Einmal getroffene Entscheidungen sind endgültig, denn ein Zurückblättern ist nicht möglich.

„Creatures Such As We“ spielt in naher Zukunft auf dem Mond und erzählt eine Episode aus dem Leben eines dort stationierten Touristenführers. Mann oder Frau, jung oder alt, mitteleuropäischer oder ostasiatischer Abstammung, soziales Geschlecht…die Wahl bleibt dem Spieler überlassen.

Das unerhörte Ereignis der Novelle ist ein gleichnamiges Computerspiel, das man nach Dienstschluss zu spielen pflegt. Nach erstmaligem Durchspielen ist man mehr als unzufrieden mit dem Ausgang der Geschichte und zerbricht sich den Kopf darüber, ob denn nicht noch alternative Enden existieren. Hätte man sich an kritischen Stellen besser anders entschieden? Soll man einen zweiten Anlauf wagen? Ist dies wirklich das vom Game Designer gewünschte Erlebnis?

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Dies sind die Fragen, die einen umtreiben, als just am nächsten Tag neue Gäste aus dem Transportshuttle die Mondbasis betreten: Das Kernentwicklerteam von „Creatures“!

Wie soll man sich ihnen gegenüber verhalten? Professionell distanziert? Oder mit der Tür ins Haus fallen, sich als Fan zu erkennen gegeben und die Besucher zu dem unbefriedigenden Ende ihres letzten Spiels ausquetschen? Näher wird man seinen Idolen im Leben vermutlich nie wieder kommen. Und dies auch noch über den Verlauf einer ganzen Woche.

Also hadert man mit sich selbst, während man das Standard-Touristen-Programm abspult, wie die Verköstigung klassischer Astronautennahrung, die Benutzung des Mondteleskops, oder aber einen Mondspaziergang. Kleinere Hindernisse und Aufregungen gilt es dabei diplomatisch geschickt zu umschiffen. Mal fehlen Koffer, dann wird einer der Gäste trotz aller Routinechecks krank.

Und immer wieder spielt man „Creatures“ in der Hoffnung einen besseren Ausgang der Geschichte zu erreichen.

Bis ein unerwarteter Zwischenfall fast zu einer tödlichen Katastrophe führt!

Fazit

„Creatures Such As We“ aus der Feder von Lynnea Glasser ist ein interessantes Spiel. Wer es selbst ausprobieren möchte, der kann dies wie bei allen Titeln des Entwicklerstudios Choice of Games im Browser vollkommen kostenlos tun. Wer aber wie ich die iOS-App wählt, der sollte auf alle Fälle dazu bereit sein, ein paar Euro für das Deaktivieren jeglicher Werbung zu investieren.

Die Unzufriedenheit, die man als Spielercharakter mit dem Ende des Spiels im Spiel erfährt, wiederholt sich unmittelbar bei Abschluss von „Creatures Such As We“. Das soll es jetzt gewesen sein? Hätte ich mich vielleicht doch anders entscheiden sollen? Was ist mit all den offenen Handlungssträngen? Was, wenn dies ganz bewusst so vom Autor entworfen wurde?

Eine der zentralen Fragen, um die sich das Spiel dreht ist, wem solch ein Werk denn eigentlich gehört. Wer entscheidet, ob es nun gut oder schlecht ist? Wieviel Mitspracherecht soll man einem Spieler einräumen? Und ist dies wirklich etwas, das man als Spieler will? Möchte man in der Lage sein, sein eigenes Ende bestimmen zu können?

Spaß gemacht haben mir die knapp zwei Stunden, die ich für „Creatures Such As We“ aufgebracht habe, auf alle Fälle. Auch wenn der Entwickler auf seiner Homepage doch ein wenig viel verspricht.

Eine Sache beschäftigt mich aber nach wie vor. Und zwar die die Wahl des Spielecharakters. Ich hatte mich für ein Abbild meiner selbst entschieden. Männlich, mittleren Alters, Mitteleuropäer, Cisgender. Nur hatte ich den gesamten Spielverlauf über das Gefühl, in der Rolle einer Frau zu spielen. Mir ist noch nicht klar, wie es zu diesem Eindruck gekommen ist und so werde ich mit Sicherheit noch einmal auf die Mondbasis zurückkehren und versuchen mich als neue Persönlichkeit vollkommen anders zu verhalten. Ich bin gespannt.

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