Half-Life: C.A.G.E.D.

In der festen Überzeugung, so schnell nicht wieder in das Inferno Black Mesas zurückzukehren, hatte ich vor gut einem Jahr mein Review zu Half-Life: Blue Shift in die Tastatur gehackt. Ein wahrlich trauriger Abschied war das.

Aber glücklicherweise habe ich vor kurzem den bereits 2017 veröffentlichten Mod Half-Life: C:A.G.E.D. des ehemaligen Valve Mitarbeiters Cayle George entdeckt. Ein rasanter Gefängnisausbruch, der vollkommen kostenlos auf Steam erhältlich ist. Das Half-Life Universum hat mich wieder. Ich bin zurück!

Und was für eine Rückkehr das war! In vier rasanten Abschnitten führt der Weg aus einer Gefängniszelle, in der man zusammen mit weiteren Wissenschaftlern auf die Terminierung wartet, durch den Untergrund und die Gänge eines Industriekomplexes hinaus ins Freie, wo im Hafen ein Boot zur Flucht bereitsteht.

Zunächst einzig und allein mit einem Pümpel (!) ausgestattet, gilt es sich gegen Selbstschussanlagen und schwer bewaffnete Spezialeinheiten zu behaupten. Bis einem dann endlich das gewohnte Arsenal an Schusswaffen und Granaten in die Hände fällt und die geliebte Ballerei ihren Anfang nehmen kann. Höhepunkt bildet ein fast schon traditioneller Kampf Panzerfaust gegen Helikopter, und ist der letzte Hubschrauber erst vom Himmel geholt, so beginnt ein letztes Mal die Uhr zu ticken. Knapp eine Minute verbleibt, das rettende Schnellboot zu erreichen, bevor die gesamte Anlage dem Erdboden gleich gemacht wird.

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Dieses Rennen gegen die Zeit ist ein Spielelement, das in C.A.G.E.D. mehrfach seine Anwendung findet und mich gleich zu Beginn fast verzweifeln hat lassen. Erste Aufgabe ist es, schnell einen Weg aus der Gefängniszelle herauszufinden. Man verschiebt Kisten, um an ein Ventil zu gelangen, das es zuzudrehen gilt. Der so entstehende Überdruck löst eine Explosion aus und die alarmierten Wachen eröffnen unmittelbar das Feuer durch die Gitterstäbe. Verweilt man in der Nähe des Rohrs, so löscht einem die Detonation das Lebenslicht aus. Versucht man hingegen sich in der Zelle zu verstecken, so wird man gnadenlos erschossen. Das rettende Loch im Boden ist mir erst nach unzähligen Anläufen aufgefallen. Und ein jedes Mal musste ich mir den gesamten Vorspann erneut ansehen. Beinahe hätte ich Half-Life C.A.G.E.D. wieder auf Halde gelegt. Kaum im Untergrund angekommen, wird auch schon der Alarm ausgelöst. Und erneut verbleibt nur sehr wenig Zeit, den rettenden Ausgang zu finden, bevor die an der Decke montierten Maschinengewehre in Aktion treten. Es hat eine gute Weile gedauert, bis ich endlich verstanden hatte, was das Spiel von mir will. Ab diesem Zeitpunkt aber lief es wie am Schnürchen. Auch wenn C.A.G.E.D. durch und durch ein Half-Life ist, so macht es dennoch vieles anders.

Und es ist wahrlich kein einfaches Spiel. Da hilft auch ein meinem fortgeschrittenen Alter angemessen gewählter Schwierigkeitsgrad nichts. Erste-Hilfe-Kästen sind absolute Mangelware und oft habe ich mich mit nur wenigen Lebenspunkten und unzähligen Versuchen zum nächsten Medi-Pack geschleppt.

Ähnlich den Verbandskästen könnte auch die Munition in allen Gebieten freigiebiger verteilt sein, denn mehr als einmal war das Magazin meiner Maschinenpistole und meines Revolvers zur Gänze leergeschossen. Der mir verbliebenen Shotgun fehlte aber leider die oft notwendige Reichweite. An vielen Stellen war das eine ganz schöne Plackerei und ich konnte nicht oft genug zwischenspeichern.

Ich finde es faszinierend, wie sich all die Mods so nahtlos in das Half-Life Universum einfügen und dennoch ein jeder seinen ganz eigenen Stil besitzt und es vermag, der Welt neue und originelle Ideen hinzuzufügen. Es sollte viel mehr von diesen Erweiterungen geben. Dann müsste ich Black Mesa nie wieder verlassen. Auch wenn mir ein jeder Besuch erneut Angst macht. Kaum ein Spiel vermag wie Half-Life allein durch seine Geräuschkulisse solch ein Gefühl von Bedrückung und Unwohlsein in mir auszulösen.

Neben der Idee des Pümpels als Werkzeug und Waffe bereichert C.A.G.E.D. das Half-Life Universum um großartige Musik, die einem aus über die gesamte Anlage verteilten Kofferradios entgegen dudelt. Ein Besuch auf der Bandcamp-Seite des Komponisten Lazerhawk ist ein Muss.

Als Mod erbt das Spiel natürlich auch all die Schwächen der Half-Life Engine. Kisten verschieben und gezieltes Springen über Abgründe ist auch diesmal wieder eine einzige Katastrophe. Gottseidank halten sich die Rätsel, die auf dieser Mechanik fußen, in Grenzen.

Dennoch hat mir die eine Stunde, für die ich wieder in die Welten Valves eintauchen durfte, richtig viel Freude bereitet. Überall lassen sich mysteriöse Kritzeleien an den Wänden entdecken, was der Geschichte zusätzliche Tiefe verleiht. Ich mag so etwas und stelle mir immer die Frage, wer vor mir an diesem Ort gewesen sein mag.

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Wer also wie ich von Half-Life nicht genug bekommen kann, dem sei C.A.G.E.D. wärmsten empfohlen. Ich muss mich jetzt noch einmal ganz genau auf Steam umsehen, nicht dass ich noch ein weiteres Spiel übersehen habe, das mir eine Heimkehr in die von mir so geliebte Spielwelt ermöglicht.

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