„Bei mir fällt niemand durch. Aber die Note können Sie sich ja denken.“ So das unrühmliche wenn auch glückliche Ende meiner mündlichen Magisterprüfung in Politikwissenschaft, eines meiner beiden Nebenfächer. Das Jahr meines Abschlusses ist zu lange her, als dass ich mich noch an den Namen meines Prüfers erinnern könnte. Im Gedächtnis geblieben ist mir aber ein von ihm veranstaltetes Hauptseminar mit den iranischen Präsidentschaftswahlen des Jahres 1997 als Thema. Ein erstes Eintauchen in ein mir bis dato gänzlich unbekanntes politisches System.
Rund 15 Jahre später erscheint die am Persischen Golf gelegene islamische Republik erneut auf meinem Radar. Diesmal jedoch in Form von Computerspielen. Schon lange möchte ich 1979 Revolution: Black Friday spielen.
Doch zunächst hat mich meine Steam-Bibliothek nochmals 26 Jahre weiter am Zeitstrahl der Geschichte zurückgeführt, in das Jahr 1953.
The Cat and the Coup ist ein Dokumentarfilm, in dem Sie als die Katze von Dr. Mohammed Mossadegh spielen können, der erste demokratisch gewählte Ministerpräsident des Iran. Während des Sommers 1953, initiierte die CIA einen Putsch, um ihn zu Fall zu bringen. Als Spieler bewegen Sie Mossadegh zu wichtigen Ereignissen seines Lebens durch herunterstoßen von Objekten von Regalen, Zerstreuung seiner Papier und, indem Sie Ihm auf seinen Schoß springen und ihn kratzen.
So die holprig übersetzte Beschreibung des Spiels im Steam-Store.
„The Cat and the Coup“ besitzt den Anspruch, dem Spieler Denkanstöße zu vermitteln. Über die eigene Rolle zur iranischen Geschichte und über die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den USA und dem Iran. Und darüber nachzudenken, wann der eigenen, sicher geglaubten Demokratie möglicherweise Gefahr droht.
Das Spiel ist ein rund 15-minütiger Crashkurs in Geschichte. Eine tierschürfende Analyse der Ereignisse darf man daher nicht erwarten. Den negativen Kommentar eines Spielers zu überladenem Symbolismus und der Schwierigkeit Geschichtswissen zu transportieren kann ich durchaus nachvollziehen.
Dennoch sieht „The Cat and the Coup“ einfach fantastisch aus. Bild für Bild bewegt man sich in Gestalt einer schwarzen Katze durch das Leben Mossadeghs, zusammengefügt zu einer riesigen Collage.
Ich wünschte, es würde ein abendfüllendes Spiel existieren, dass sich dieses Stils bedient.
„The Cat and the Coup“ ist kostenlos erhältlich, wirklich schnell durchgespielt und dennoch unterhaltsam. Verkehrt machen kann man hier also nichts. Ich kann nur raten sich selbst ein Bild des Titels zu machen. Vielleicht wird es für den einen oder anderen Spieler der Ausgangspunkt für eine weitere Beschäftigung mit dem Iran und seiner doch so unbekannten Geschichte.