Alle Titel meiner Sammlung durchzuspielen, von diesem Gedanken habe ich mich schon lange verabschiedet. Immer wieder kommen neue Spiele hinzu und der über die Jahre angehäufte Berg nimmt folglich nur sehr langsam ab. Dennoch hat das Führen dieses Blogs wahrlich seine guten Seiten. Habe ich früher vieles gekauft, ohne es auch nur anzuspielen, so erschrecke ich mich vor der Disziplin, die ich inzwischen an den Tag lege, manchmal sogar selbst. Knapp neuneinhalb Spielstunden, verteilt auf sechs Tage, habe ich benötigt, um Baphomets Fluch – Die Spiegel der Finsternis erfolgreich abzuschließen. Und kaum ist der Abspann durch, beginne ich auch schon die ersten Zeilen meines Reviews in die Tastatur zu hacken.
Aber genug des Eigenlobs, Zeit sich dem Spiel zuzuwenden. Bei „Die Spiegel der Finsternis“ handelt es sich es sich um den zweiten Teil der „Baphomets Fluch“-Serie, die inzwischen auf insgesamt fünf Titel angewachsen ist. Gespielt habe ich übrigens nicht das Original aus dem Jahre 1997, sondern die rund dreizehn Jahre später erschienene Remastered Edition. Bis auf wenige hakelige Stellen ist das Ganze vorbildlich für iOS umgesetzt und funktioniert bestens auf dem kleinen Screen meines iPhones.
Hauptpersonen des klassischen Point & Click Adventures sind erneut der Amerikaner George Stobbart und die Französin Nicole Collard, zeitlich ist die Handlung nach den Ereignissen des ersten Teils angesiedelt.
Hatte Baphomets Fluch 1 noch mit einem romantischen Happy End am Fuße des Eiffelturms geendet, so beginnt die Fortsetzung mit einem deutlich abgekühlten Verhältnis der beiden. George sah sich gezwungen, für einige Zeit nach Amerika zurückkehren, um sich um seinen im Sterben liegenden Vater zu kümmern. Sechs Monate später ist er nun wieder zurück in Paris, doch anstelle der erhofften Begrüßung wird er von Nicole ohne Umwege in die Villa eines renommierten Mittelamerika-Forschers namens Oubier geschleppt. Es geht um einen ominösen Stein der Mayas, der der Reporterin im Zuge ihrer Recherchen in die Hände gefallen ist.
Schon beim Tritt durch die Tür beschleicht George ein mulmiges Gefühl. Irgendetwas stimmt hier nicht. Und es kommt wie es kommen muss. Hinterrücks wird er niedergeschlagen, Nicole mit einem Pfeil betäubt und entführt. George erwacht gefesselt an einen Stuhl, eine giftige Tarantel krabbelt auf ihn zu, und wäre das noch nicht genug, so steht zu allem Überfluss ein Teil des Kaminzimmers bereits in Flammen.
Das große Rätseln kann beginnen, in dessen Verlauf die beiden Hauptdarsteller von Paris über Marseille und London, bis in die Karibik sowie in eine fiktive Bananenrepublik namens Quaramonte verschlagen werden. Nach schier unzähligen Puzzles findet der spektakuläre Showdown dann im Inneren eines Maya-Tempels statt. Es gilt der Rückkehr einer bösartigen Gottheit, gefangen im Geisterreich, Einhalt zu gebieten.
Fazit
Gute Point & Click Abenteuer zu spielen macht einfach immer Spaß. „Die Spiegel der Finsternis“ ist da keine Ausnahme. Toll sind all die handgezeichneten Animationen und ein jeder Handlungsort ist äußerst stimmungsvoll. Das ist eine meiner Lieblingsszenen:
Sieht das nicht wunderschön aus? Hier noch weitere Eindrücke, die zeigen, wie vielfältig, liebevoll und detailreich all die Handlungsorte gestaltet sind.
Und auch die Zwischensequenzen fügen sich bestens ein. Sogar ein wenig 3D-Rendering durfte nicht fehlen. Wobei mir nicht ganz klar ist, warum nur eine einzige Szene von dieser Technologie Gebrauch macht.
Der Humor, der bereits den ersten Teil der Serie ausgemacht hat, wurde beibehalten und geht auch in der deutschen Übersetzung nicht verloren. Dabei darf auch die eine oder andere Anspielung an Baphomets Fluch 1 nicht fehlen. Hat hier irgendwer „Ziege“ gesagt?
Was im zweiten Teil jedoch leider ein wenig gelitten hat, ist die Qualität der Rätsel. Manches ist schlicht zu einfach und Gegenstände im Inventar kommen mitunter mehrfach zum Einsatz. Das ist etwas, dass ich in Point & Click Adventures nicht so gerne mag.
Dann gibt es auch viele Stellen im Spiel, die ihr Potential einfach nicht ausreizen. Wer keine Spoiler mag, der möge die nachfolgenden Abschnitte bitte überspringen!
An einer Stelle des Abenteuers durchsucht man in der Rolle Georges ein zum Piraten-Museum umfunktioniertes Herrenhaus nach dem entscheidenden Hinweis auf den Verbleib eines weiteren Maya-Steins. Soviel Gegenstände befinden ich im Raum: ein Fass, eine Schiffsglocke, ein Steuerrad, das Porträt des Piraten und vieles mehr. Leider sind dies alles nur Attrappen. Fast das gesamte Rätsel lässt sich durch das schlichte Führen von Dialogen lösen.
Oder aber diese Szene in einem Londoner Museum. Der dritte Maya-Stein wurde gerade aus seiner Vitrine gestohlen und Nicole muss so lange am Tatort verweilen, bis die Polizei eingetroffen ist. Es gilt also einen Weg am Wächter vorbei zu finden. Nichts davon, was möglich gewesen wäre, wird umgesetzt.
Man nehme schlicht den Schlüssel, der noch in der geöffneten Vitrine steckt, sperre einen weiteren Glaskaten auf und entnehme einen Dolch. Mit diesem wiederum hebelt man die Tür des Notausgangs auf, der sich hinter dem Vorhang verbirgt. Das ist alles. Weder das Telefon, noch die Statuen und Vasen, sowie die beiden japanischen Touristinnen spielen irgendeine Rolle. Oft fühlt sich „Die Spiegel der Finsternis“ so an, als ob man eine Easy-Version spielen würde, die bewußt all die knackigen Rätsel abkürzt.
Und dann sind da noch die wahren Nervtöter. Zum einen der Abschnitt im Dschungel, der zu 90% aus Herumlaufen besteht. Und hat man dann alle Rätsel gemeistert, so ist es ein Leichtes, die Lösung zu übersehen.
Wer kann mir nach eingängigem Studium dieses Screenshots verraten, wo sich denn das gesuchte Versteck des Maya-Steins befindet? Das war die einzige Stelle im Spiel, an der ich mich gezwungen sah, auf das eingebaute Hilfesystem zurückzugreifen. Alles richtig gemacht, die Lösung vor Augen und dennoch einfach zu klein, um sie erkennen zu können.
Ach, und dann ist da noch das Rätsel mit den Steinscheiben im Inneren des Maya-Tempels. 95% des Spiels liegen zu diesem Zeitpunkt bereits hinter einem. Und dann das da!
Drehen, drücken, drehen drücken, drehen….Das ist einfach nur ein unnötiges Hinauszögern des unvermeidlichen Endes.
Sterben kann man übrigens auch. Das ist jetzt nichts Neues. Auch in den Indiana Jones Abenteuern gibt es so einige Stellen, an denen man ins Gras beißen kann. Dennoch in meinen Augen einfach nur nervig.
Größte Schwäche des Spiels ist jedoch das automatische Speichersystem. Hat man eine Stelle im Spiel offensichtlich gelöst, und oft sogar den Handlungsort gewechselt, so ist man nach einer längeren Pause gezwungen, die letzte Szene noch einmal zu spielen. Das ist mir unzählige Male passiert.
Trotz all dieser Pferdefüße hat mir der zweite Teil der Serie sehr viel Freude und so einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Auf alle Fälle will ich wissen wie es weitergeht. Nicole und George sind einfach viel zu sympathische Charaktere, als dass ich Baphomets Fluch nun zur Seite legen könnte. Ich freue mich auf den dritten Teil.